Manchmal fliegt der Ring ins Meer…Rituale als Kraftquellen

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor einigen Jahren meinen Freundschaftsring ins Meer geworfen habe. Diese Handlung war nicht von langer Hand vorbereitet und doch entstand sie aus dem Impuls heraus: Es reicht! Ich will das nicht mehr! Ich möchte mich endgültig von dem, was mich aufreibt in dieser Beziehung, verabschieden!

Ich war wütend, vor allem über mich selbst. Und in dem Moment, in dem der Ring kraftvoll ins Wasser flog, hatte ich nicht im Sinn, die Beziehung zu diesem Mann zu beenden. Ich wollte meine Gedanken- und Verhaltensmuster loslassen, die mich daran hindern, in meiner Partnerschaft glücklich zu sein.

Die Sonne strahlte an diesem herrlichen Sommertag, ich stand auf einem Felsen und es fühlte sich richtig an, meinen Ring in hohem Bogen „abzuwerfen“. Noch Monate später empfand ich ein Gefühl der Erleichterung, wenn ich an diesen besonderen Augenblick zurückdachte.

Ganz unabhängig davon, wie klein oder groß Rituale sind. Was dabei zählt ist die innere Klarheit und Ausrichtung.

Viele Menschen erleben vor allem die klassisch-religiösen Bräuche als nicht mehr zeitgemäß und angestaubt, und doch besitzen wir alle ein intuitives Wissen, dass Rituale wichtig sind. Ich kenne niemanden, der nicht schon mindestens einmal in seinem Leben die Erfahrung gemacht hat, dass ein bestimmtes Ritual Schutz und Sicherheit und Kraft für einen Neuanfang gegeben hat.

Rituale sind nicht beliebig, auch dann nicht, wenn sie sich von überlieferten Formen lösen und wir ihnen unsere eigene und vielleicht modernere Interpretation verleihen.

Rituale folgen einem festgelegten Ablauf, der ihnen gleichzeitig den sicheren Rahmen gibt und den rituellen Raum klar vom Alltag trennt.

Sie sind ausgerichtet auf das Thema, um das es geht und sprechen dabei auf emotionale Weise mehrere Sinne gleichzeitig an.

In  Ritualen können wir mit Symbolen wie Ringen, Steinen, Briefen, Bildern usw.  arbeiten und in einer symbolischen Handlung Schwellen überschreiten. Indem wir etwas feierlich verbrennen, vergraben, etwas den Fluss hinunter treiben lassen, neue Symbole wählen usw., fällt es uns leichter, uns neu auszurichten.

Rituale in der Natur sind für Menschen von jeher wichtig, weil sie als besonders kraftvoll erlebt werden. Gerade in der Natur erleben wir im  Zyklus von Erblühen, Wachsen, Vergehen und Sterben das Grundmuster unseres Lebens.

In meiner Arbeit als Rednerin und auch als Coach ist es mir wichtig, dass nicht ich ein Ritual „verschreibe“, sondern mir Zeit nehme, um gemeinsam mit den Menschen, die zu mir kommen, den für sie passenden und ganz persönlichen Ausdruck zu finden.

Geht es darum, mir selbst ein Versprechen zu geben? Oder meinem Partner/Partnerin in einer individuellen Hochzeitszeremonie? Möchte ich ein Dankbarkeitsritual zelebrieren? Ein Loslass-, Abschieds- oder besonderes Schutzritual? Möchte ich das Ritual in der Gruppe durchführen, bei der mir wichtige Menschen die Veränderung, um die es mir oder uns geht, bezeugen und bekräftigen?

Übrigens möchte ich an dieser Stelle noch kurz erwähnen, dass ich heute von dem gleichen Mann, dessen Freundschaftsring ich damals ins Meer geworfen habe, einen Ehering am Finger trage. 😉

Feierlich übergeben in einer freien und für uns ganz besonderen und wundervollen Hochzeitszeremonie in unserem Garten.


Bei welchem Übergang darf ich dich oder Euch ein Stück begleiten?
Ich bin neugierig!